Ungewöhnliche Umlaute Artikel für TypoJournal #4

In der Flickr-Gruppe »Fancy Diacritics« hat sich eine Handvoll Schriftinteressierter zusammengetan, um Bildbeispiele für ausgefallene diakritische Zeichen zu sammeln. Gesucht wird alles, was nicht dem Standard entspricht, was also in Form, Größe, Position oder Anordnung von der durch Times und Helvetica umrissenen Norm abweicht. Die meisten Bilder zeigen Fundsachen aus dem öffentlichen Raum, also Logos, Plakate, Ladenschilder und Fassadenbeschriftungen. Dabei bilden die im Deutschen gebräuchlichen Umlaute einen Schwerpunkt der Sammlung.

Für die vierte Ausgabe des TypoJournals hat Florian Hardwig einen Überblick über die häufigsten Abarten zusammen­gestellt. Anhand von mehr als 100 Abbildungen stellt er eine Systematik unkonventioneller Gestaltungen für Ä, Ö und Ü auf; angefangen von Einflüssen der Handschrift über Formen, welche die historische Herkunft betonen bis hin zu rein dekorativen Umlauten.

Die größte Gruppe nehmen die kompakten Umlaute ein: »Der stärkste Antrieb zur Schaffung ungewöhnlicher Umlaute ist der Wunsch, die lästigen Punkte irgendwie innerhalb der Versalhöhe unterzubringen. Jeder, der mit dem Satz deutschsprachiger Texte zu tun hat, kennt die Problematik: Die über den Großbuchstaben schwebenden diakritischen Zeichen stören die Balkenbildung von Versalfolgen. Ihretwegen müssen Rahmen und Unterlegungen großzügiger bemessen werden. Auch verhindern sie es, Zeilen kompress – also mit minimalem Zeilenabstand – zu setzen. Früher oder später taucht ein Umlaut auf und macht die Idee einer kompakten Gestaltung zunichte.«

Das OpenType-Format ermöglicht es zwar, platzsparende Umlaute als Wahlformen in Fonts unterzubringen. Noch aber nutzen nur wenige Schriftfamilien diese Möglichkeit. Florian Hardwig fordert mehr Bewusstsein auf Seiten der Schriftgestalter: »Kompakte Umlaute stellen für jede Schrift eine Bereicherung dar. Sie erweitern die Möglichkeiten des typografischen Ausdrucks. Schriftanwender sollten nicht länger gezwungen sein, sich selbst Ad-Hoc-Lösungen zu basteln.«

Das Heft kann für € 9,90 über fonts.info bezogen werden.

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